Eurowings Ersatzbefoerderung Dreist

Mal wieder: Eurowings und Ersatzbeförderung. Behind the scenes

Zum Jahresabschluss möchte ich über ein sehr putziges Verfahren berichten, das ich für meine Mandantin gegen Eurowings führte. Es geht – wie so oft – um einen annullierten Flug und das Problem, das Eurowings sehr häufig mit Fluggastrechten hat: Die Ersatzbeförderung. Was sich die Anwälte Eurowings‘ hier geleistet haben, war aber außergewöhnlich.

Was war passiert?

Eurowings annullierte einen für den 27. Dezember um 18:20 Uhr gebuchten Flug von Düsseldorf nach Kopenhagen, mit dem meine Mandantin mit ihrer Familie nach Familienbesuch in der früheren Heimat wieder nach Kopenhagen gelangen sollte.

Die Annullierung erfolgte bereits recht frühzeitig, nämlich am 1. Oktober. Angeboten wurde ein Ersatzflug für 6:45 Uhr, zu dem Zeitpunkt konnte sie aber noch gar nicht in Düsseldorf sein, der Weihnachtsbesuch wäre damit stark beschnitten worden. Meine Mandantin bemühte sich erfolglos, Eurowings zur Ersatzbeförderung auf einem späteren Flug zu bewegen, buchte dann einen Flug mit SAS auf eigene Kosten und verlangte diese erstattet. Dass solche Kosten zu ersetzen sind, ist klar.

Spannender Vortrag des Anwalts Eurowings‘

Die Sache war auch hier recht eindeutig. Im Termin zur mündlichen Verhandlung bin ich aber aus allen Wolken gefallen, als der Anwalt Eurowings behauptete:

Protollauszug mit Stellungnahme des Rechtsanwalts Eurowings‘

Das, was der Kollege dort beschreibt, ist ein (fast) mustergültiges Vorgehen des Luftfahrtunternehmens. Aber entspricht das wirklich der Wahrheit?

Wie Eurowings den Ablauf selbst beschreibt

Interessant ist zunächst, dass Eurowings selbst in einem Informationsvideo den Ablauf abweichend beschreibt. Einerseits wird von Ersatzbeförderung dort nur bei kurzfristigen Annullierungen berichtet (weniger als 72 Stunden vor Abflug). Das Recht auf Ersatzbeförderung besteht aber unabhängig davon, wann ein Flug annulliert wird.

Andererseits wird dort freimütig zugegeben, dass man sich um eine Umbuchung nur innerhalb der Lufthansa-Gruppe bemüht.

Aber vielleicht ist das Video nur unvollständig oder missverständlich? So würde ich mich zumindest als Luftfahrtunternehmen jetzt positionieren.

Eigene Recherche: Einfach nur rechtswidrig

Die Mandantin, der unterstellt wurde, hier schlicht vor Gericht zu lügen, weil seitens Eurowings bestritten wurde, dass sie nach einem Ersatzflug fragte, tat mir in dieser Situation wirklich leid und so war mein Ehrgeiz geweckt.

In der Folge habe ich für einen weiteren Mandanten, für den ich beauftragt wurde gegen Eurowings tätig zu werden, einen Anruf bei Eurowings durchgeführt und um Ersatzbeförderung gebeten. Zuvor hatte ich jeweils auf Vergleichsportalen nach verfügbaren Flügen am Reisetag gesucht.

Das Ergebnis bestätigt meine Befürchtung:

Nun, war das vielleicht ein bedauerlicher Einzelfall, in dem zwei Mitarbeiter ausnahmsweise einmal falsch handelten? Natürlich glaube ich an das Gute bei Eurowings und habe einfach in einem anderen Fall ebenfalls einen Anruf für einen anderen Mandanten getätigt, nachdem ich zuvor verfügbare Ersatzflüge erfolgreich recherchierte.

Nanu, schon wieder die Angabe, es sei keine Umbuchung möglich.

So langsam glaubte ich zwar nicht mehr an Zufälle, guter Dinge habe ich aber für einen weiteren Mandanten Eurowings angerufen.

Ich habe auch noch drei Zeugen benannt, die genau die identische Erfahrung mit Eurowings machten. Eurowings bucht schlicht nicht auf Drittunternehmen um, wenn zu viel Zeit bis zum Abflug liegt. Selbst dann ist die Auswahl der Airlines offenbar begrenzt.

Kürzen wir es ab: Das, was der Kollege vor Gericht behauptete, wie Eurowings im Falle von Annullierungen angeblich vorgeht, halte ich schlicht für unwahr.

Eurowings selbst verplappert sich

Gegenüber einer Mandantin gibt Eurowings auch offen zu, dass man sich rechtswidrig verhält:

E-Mail an meine Mandantin in einer anderen Angelegenheit

Die Einsicht bei Eurowings

Der Aufwand hat sich gelohnt:

Fazit

Ich bin immer wieder entsetzt, was für ein evidenter Blödsinn seitens Airlines gegenüber Passagieren behauptet wird. Dass hier aber der Kollege sogar vor Gericht offenbar einfach falsch vorgetragen hat, krönt die Dreistigkeit. Den Aufwand, den ich hier betrieben habe, betreiben viele Kollegen vermutlich nicht. Passagiere, die in der Regel nicht Beweismittel für geführte Telefonate vorlegen können, unterliegen dann einfach aus prozessualen Gründen und müssen neben dem Verlust ihrer Forderung auch noch mit erheblichen Mehrkosten für Gericht und gegnerische Kollegen leben. Daher rate ich stets dazu, Telefonate mit Airlines zu vermeiden und alles belegbar per E-Mail zu regeln. Wie Sie nach Annullierung erfolgreich gegen ihre Airline vorgehen können, besprechen wir gerne im Rahmen einer kostenlosen Erstberatung.

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